Mein heutiger Beitrag soll sich um den Umgang mit dem Model drehen, denn gerade hier haben viele Fotografen ihre Schwierigkeiten.
Jeder der schon einmal vor der Kamera stand, kennt dieses Gefühl in den ersten Minuten. Unsicherheit, Schüchternheit, Unschlüssigkeit. Wie soll ich stehen? Wohin mit meinen Händen? Liegen meine Haare? Soll ich jetzt Lächeln? … das sind nur einige der Fragen die einer Person vor der Kamera durch den Kopf gehen. Und die Person hinter der Kamera? Tja, die hat meist ganz andere Probleme: Passt das Licht? Welche Blende nehme ich am besten? Welche Pose könnte gut aussehen? Brauche ich vielleicht noch einen Reflektor? …
Beide haben also ihre Probleme. Und nun?
Ganz klar: geschickt ein Problem nach dem anderen lösen!
Egal wie viel Erfahrung ein Model bereits hat, in den ersten Minuten herrscht immer eine gewisse Befangenheit, das darf man nie vergessen.
Als erste Regel für jeden Fotografen sollte gelten:
Das Model hat IMMER Priorität vor der Technik!!!
Folgende Situation: Ihr beginnt euer Shooting, das Model ist fertig gestylt und steht nun bspw. vor einem schwarzen Hintergrund und schaut euch erwartungsvoll an. Und ihr? Ihr steht und scrollt durch eure Kamera, verändert die Werte an eurem Blitz und lasst das Model links liegen. Sorry, aber das geht gar nicht! Es ist nicht schlimm wenn ihr noch nicht fertig seid, aber ihr müsst mit dem Model kommunizieren. Fragt sie, ob sie sich mit ihrem Styling wohlfühlt, ob sie sich schon bestimmte Posen überlegt hat, ob sich von sich aus sagt, dass sie eine Schokoladenseite hat….
Nebenher könnt ihr dann nach und nach eure Einstellungen an der Kamera und dem Blitz vornehmen. Falls ihr nun nicht Multitaskingfähig seid, erklärt dem Model, dass ihr noch einige Einstellungen vornehmen müsst bis es losgehen kann. Wenn Sie mag kann sie in der Zeit noch einen Kaffee trinken, in einer Zeitung blättern (ich habe eigentlich immer ein paar Fashion Magazine rumliegen) oder einfach schon mal ein paar Posen durchgehen.
Ist nun alles eingestellt kann es losgehen. Wichtig ist, dass ihr eurem Model sagt wie ihr arbeitet. Ich bitte das Model bspw. die Pose für 2 Bilder zu halten solange ich nichts anderes sage. Wenn sie also das zweite Mal „Klick“ hört oder sieht dass der Blitz zum zweiten Mal ausgelöst hat, kann sie die Pose ändern. Des Weiteren kommt bei mir der imaginäre Slimie zum Einsatz. Kennt ihr dieses glibrige grüne Ding noch aus eurer Kindheit? Ich sage dem Model dann, dass sie für dieses Shooting den Slimie auf dem Kopf hat und ich einen langen grünen Faden des Slimies in der Hand habe. Wenn ich imaginär daran ziehe soll sie mit dem Kopf weiter nach vorne kommen, kippe ich die Hand nach rechts, soll das Model den Kopf nach rechts neigen usw. Diese Technik funktioniert super, vor allem weil man sonst immer dieses rechts/links Problem hat. Übrigens kann man diese Technik auch richtig gut bei Kindern einsetzen, kommt immer klasse an.
Auch während des Shootings ist es wichtig mit dem Model zu kommunizieren. Verbessert sie bei ihren Posen, gebt ihr Zustimmung und lobende Worte wenn sie gute Posen anbietet usw.
Viele Fotografen zeigen während des Shootings keine Bilder, ich bin da jedoch anders. Nachdem ich ein Set mehr oder weniger durchfotografiert habe, schaue ich mir gemeinsam mit dem Model die entstandenen Fotos an (an der Kamera reicht), wir schauen uns die Posen an und gucken was wir noch verbessern könnten. Manchmal passt auch die Pose gut, allerdings nichts der Gesichtsausdruck. Also starten wir in die zweite Runde und versuchen noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass diese Vorgehensweise super bei den Models ankommen, denn auch sie sind sehr kritisch und wollen das beste aus sich herausholen.
Nach dem Shooting, lege ich dann die Kamera zur Seite, schalte die Blitze aus und kümmer mich um das Model. Ich hole was zu trinken oder zu futtern und wir unterhalten uns dann immer noch ein wenig und besprechen wie es mit den Fotos weitergeht. Bitte schaltet nicht direkt den PC ein und sichtet sofort die Bilder, euer Model ist noch da und erwartet von euch eure Aufmerksamkeit.
Sofern es gewünscht ist, sage ich dem Model auch was sie gut gemacht hat und woran sie meiner Meinung nach noch arbeiten könnte, hier solltet ihr aber immer erstmal fragen, ob eine Beurteilung überhaupt gewünscht ist.
So das war jetzt ganz schön viel auf einmal, aber ich hoffe dass ihr einige Tipps und Tricks für eure nächsten Shootings verwenden könnt. Bei Fragen könnt ihr mich natürlich immer gerne kontaktieren.
Übrigens gebe ich auch Einzelcoachings und gehe bei diesen gezielt auch auf den Umgang mit dem Model ein. Newcomer Model können bei mir auch Sedcard Shootings buchen, mehr Infos gerne telefonisch 01622143158 oder via Mail info@anett-petrich.de